Wer alle Beauty-Ratschläge aus Frauenmagazinen befolgen wollte, wäre stundenlang beschäftigt. Zeit, die die meisten nicht haben. Tipps, wie Sie sich entspannt und mit Genuss pflegen

Schon der Anblick eines gut sortierten Kosmetik­regals kann in Stress ausarten: Es gibt Tag- und Nachtcremes für alle erdenklichen Hautzustände, teure Seren und Wässerchen, Ampullen und Augen­cremes. Damit nicht genug, vom Dekolleté-Peeling bis zur Nachtcreme für Hände mahnen Spezialprodukte, noch etwas mehr für die Schönheit zu tun.

Viele Frauen sind von dieser Vielfalt genervt. Und für wohltuende Cremes fehlt auch oft die Zeit. So stresst das tollste Produkt, wenn man nur eine halbe Stunde hat, aber die Kinder auf den Weg bringen und mit dem Hund rausgehen muss. Dann empfehlen sich zwei verschiedene Beauty-Programme: Man kann eine Verwöhn- und eine Schmalspurvariante in petto haben. An hektischen Tagen kommen besonders unkomplizierte, schnelle Produkte zum Einsatz, etwa praktische BB-Cremes, die gleichzeitig pflegen und den Teint verschönern. Für das Wochenende liegen Maske, Serum, Ampullenkur und Peeling bereit. So kommen Haut und Seele auf ihre Kosten.

Liebevoll mit sich selbst umgehen

Dabei könnte auch ein einfacher Perspektivenwechsel aus einer stressigen eine entspannende Beauty-Zeit im Bad machen. Denn der Umgang mit Kosmetik tut auch der Seele tut. Die gemeinnützige Organisation DKMS Life zeigt krebskranken Frauen während der Therapie in Kosmetik­seminaren, wie sie sich trotz schwerer Krankheit zurechtmachen können. Oft geht es um praktische Fragen, etwa: Wie schminke ich, wenn da kein einziges Härchen mehr ist, meine Augenbrauen so, dass es trotzdem natürlich aussieht?

Zuerst haben viele Frauen eine große Hemmschwelle, aber dann lachen sie gemeinsam und probieren Produkte aus. Und dann gewinnt die scheinbar oberflächliche Verschönerung plötzlich eine neue, tiefere Bedeutung. Es geht darum, sich im Spiegel wahrzunehmen, sich eine Gesichtsmassage durch die Pflegecreme zu gönnen. Zu sagen: „Ich schaue hin, ich nehme mich an.“ Für viele ist dieser liebevolle Umgang mit ihrem Äußeren ein Schritt auf sich selbst zu – und nicht selten auch der Moment, in dem sie der Krankheit den Kampf ansagen.

Gesunde Frauen können mit kleinen Maßnahmen ebenfalls Großes bewirken. Man kann mit ein bisschen Kosmetik Selbstwertgefühl und Wohlbefinden steigern. Kleine Schritte – dass man sich behutsam eincremt, dass man Mascara oder Lippenstift benutzt – können helfen, wenn man sich schlecht fühlt. Im Alltag besteht die Kunst darin, die einzelne Handlung nicht als lästige Pflicht, sondern als Wohltat wahrzunehmen.

Von der Haut zur Seele

Die entspannende Wirkung von Cremes beruht nicht nur auf dem guten Gefühl, das man angesichts eines attraktiveren Spiegelbilds entwickelt. Berührungen jeder Art haben unmittelbaren Einfluss auf das Nervensys­tem, sagen Experten. Pro Quadratzentimeter Haut empfangen bis zu 50 Rezeptoren Sinneseindrücke wie Kälte, Wärme, Schmerz und Druck. Diese Sinneszellen sind „die Vorposten des Hirns“.
Haut und Nerven werden schon beim Embryo als eine Einheit festgelegt: In den ersten Wochen unserer Entwicklung bildet der Körper Keimblätter, aus denen später Organe, Muskeln und Blutgefäße entstehen. Dass Haut und Nerven aus einem Keimblatt stammen, dem sogenannten Ektoderm, ist für einige Wissenschaftler die Hauptursache für den direkten Draht zwischen dem zentralen Nervensystem und der Haut. Jede angenehme Berührung bedeutet einen positiven Impuls für das Gehirn, weshalb ein duftendes Peeling eben nicht nur weiche Haut, sondern auch Glücksgefühle herbei­führen kann.

In Asien gehört dieser Aspekt zum Beauty-Alltag. Statt Hautpflege als Zeiträuber einzustufen, zelebrieren vor allem Japanerinnen sie als Ritual und aktivieren beim Auftragen der Produkte bewusst bestimmte Akupressurpunkte. Mit diesem konzentrierten und ruhigen Ausführen einer täglichen Handlung tun sie etwas, das Therapeuten bei Burn-out empfehlen: Achtsamkeitsübungen gelten als hervorragendes Mittel gegen Stress.

Pflegeprodukte müssen zur Haut passen

Betrachtet man die Verwendung von Tagescreme vor diesem Hintergrund, verdeutlicht sich das entspannende Potenzial von Kosmetik. Manchmal liegt es allerdings weder an der richtigen Einstellung noch am knappen Zeitbudget, wenn der Umgang mit Kosmetik eher Stress als Freude bereitet. Wenn im Badezimmer Produkte stehen, die Zeit und Geld kosten, einen aber nicht glücklich machen, dann ist es höchste Zeit, einmal in die Apotheke zu gehen. Da kann man sich dazu beraten lassen, was die persönlichen Wünsche erfüllt. Oft haben Frauen ungeeignete Cremes gekauft, weil sie ihren Hauttyp falsch einschätzen.

Sie benutzen die teuren Fehlkäufe dann zwar, sind aber mit der Zeit sehr unzufrieden mit den Produkten. Denn entweder hilft die Creme gar nicht, oder sie wirkt sich sogar negativ aus. Am besten, man lässt eine Kosmetikerin prüfen, was die Haut wirklich braucht. Wenn dann eine Creme spür- und sichtbar guttut, macht die Anwendung Spaß, statt zu stressen.

Bildnachweis: W&B/Forster und Martin