Ein Enzymmangel ist die Ursache, wenn der Genuss von Milch zu Durchfall und Blähungen führt

Milch ist gesund. Sie gilt als eine ausgezeichnete Quelle für den Knochenbaustoff Kalzium und liefert wertvolles Eiweiß mit essenziellen Aminosäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Milchfett ist Träger der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K. Nicht zuletzt lieben viele den Geschmack des Getränks. Aber nicht allen bekommt es.

Manche reagieren mit Blähungen und Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit oder gar Erbrechen darauf – genauer gesagt auf den Milchzucker, die Laktose. Normalerweise spaltet das Enzym Laktase den Milchzucker im Dünndarm auf. Doch bei rund 15 Prozent der Erwachsenen produziert der Dünndarm dieses Enzym nicht oder nur in geringer Menge. Der Milchzucker gelangt unverdaut in den Dickdarm, wo Bakterien ihn vergären und so verstoffwechseln. Sie bilden daraus Gase und Säuren, welche die Beschwerden verursachen. Oft dauert es lange, bis entdeckt wird, dass die Verdauungsprobleme auf den Genuss von Milchprodukten zurückzuführen sind. Durchfall kann auch noch zehn Stunden nach dem Milchgenuss auftreten, sagen Experten. Selbst die Beschwerden sind oft nicht eindeutig. Manche Betroffene leiden auch an Verstopfung.

Auf Verdacht keine Milchprodukte mehr zu essen oder im Supermarkt zu teuren laktosefreien Spezialprodukten zu greifen ist wenig sinnvoll. Um herauszufinden, was tatsächlich hinter den Beschwerden steckt, sind objektive Tests nötig.
Eine Studienauswertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen zeigte, dass ein Belastungstest die beste Möglichkeit darstellt, um zu klären, ob eine Laktose-Intoleranz die Ursache für die Beschwerden ist. Einen solchen Test, bei dem nach Laktosekonsum die Ausatemluft oder das Blut untersucht wird, macht der Hausarzt oder ein Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen.
Einen ersten Hinweis auf eine Milchzucker-Unverträglichkeit kann auch ein Selbsttest geben: Trinken Sie morgens nüchtern einen Viertelliter Milch. Darin sind zwölf Gramm Laktose enthalten. Das vertragen die meisten Menschen mit einer Milchzucker-Unverträglichkeit nicht.

Doch Personen mit einer Laktose-Intoleranz sollten auf Milch und Milchprodukte nicht völlig verzichten. Damit würde eine ganze Lebensmittelgruppe fehlen, die zur Vorbeugung von Osteoporose sehr wichtig ist, geben Experten zu bedenken. Eine kleine Menge Laktose tut auch der Darmflora gut, weil sie die Bildung förderlicher Laktobazillen unterstützt.

Viele Betroffene bekommen keine Beschwerden, wenn sie nicht mehr als sechs bis acht Gramm Laktose über den Tag verteilt und am besten zusammen mit anderen Lebensmitteln zu sich nehmen. Diese Menge ist in einer Kaffeetasse (125 ml) Vollmilch enthalten. Zum Vergleich: Im Durchschnitt nimmt der Mensch mit einer normalen
Mischkost rund 20 bis 30 Gramm Milchzucker am Tag auf. Am besten tastet man sich nach einem völligen Verzicht an die verträgliche Menge Laktose heran. Sinnvoll kann eine qualifizierte Ernährungsberatung sein. Die meisten Krankenkassen übernehmen einen Teil der Kosten.

Bleiben die Beschwerden trotz laktosefreier Diät bestehen, sind weitere Untersuchungen nötig. So kann bei unerkannter Zöliakie die Dünndarmschleimhaut so geschädigt sein, dass sie nicht mehr genug Laktase produziert. Halten Betroffene eine glutenfreie Diät ein, legt sich meist die Milchzucker-Unverträglichkeit. Auch Magersucht kann zur Laktose-Intoleranz führen. Dann fehlen die Nährstoffe, um das Enzym Laktase zu bilden. Eine gleichzeitige Histamin-Unverträglichkeit kann manchmal die Ursache sein, wenn gereifte Milchprodukte wie Käse Beschwerden hervorrufen.

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