Manche Arzneien machen nicht nur gesund, sondern auch dick. Das ist aber kein Grund zur Sorge

Gewichtszunahme! Wenn sie dieses Wort in einem Beipackzettel lesen, würden viele Menschen das Medikament lieber heute als morgen absetzen. Davon ist aber dringend abzuraten. Denn das gefährdet nicht nur die Wirksamkeit der Therapie, sondern kann auch andere unangenehme oder gar gefährliche Folgen haben.

Problemmittel Kortison
Bekannt ist das Problem der unvermeidlichen Gewichtszunahme in erster Linie bei Tabletten mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Kortikoide („Kortison“): Erstens regen diese Medikamente den Appetit an, zweitens sorgen sie für eine gewisse Wassereinlagerung im Gewebe, und drittens verlangsamen sie den Stoffwechsel. Die aufgenommene Energie aus der Nahrung wird vor allem im Gesicht und Nackenbereich in Form von Fettpölsterchen eingelagert.
Aber: Das betrifft eigentlich nur Patienten, die längerfristig hohe Dosierungen einnehmen müssen. Bei einer kurzfristigen Gabe und insbesondere bei Kortisonsprays oder Salben ist dieser Effekt nicht zu beobachten.

Auch einige Wirkstoffe aus der Gruppe der Psychopharmaka, vor allem manche Neuroleptika und Antidepressiva, können bei längerer Anwendung zu unerwünschten Pfunden führen, weil sie den Appetit mehr oder weniger stark anregen. Betroffen sind vor allem Patienten, die solche Präparate ein Leben lang einnehmen. Beruhigend: Bei den meisten Präparaten tritt der Effekt nur in der Anfangsphase auf. Mit Disziplin, gesunder Ernährung und Bewegung kann man in solchen Fällen gut gegensteuern.

Auch Diabetiker sollten wachsam sein. Manche Medikamente gegen die Zuckerkrankheit können das Gewicht in die Höhe treiben: Die Antidiabetika verhindern, dass der aufgenommene Zucker die Blutbahn schädigt und durch den Urin wieder ausgeschieden wird. Statt dessen wird er in die Zellen aufgenommen. Das führt bei unveränderter Ernährung zu einer Gewichtszunahme. Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass viele Diabetiker ein gesteigertes Durstgefühl besitzen und zu gesüßten Getränken greifen.

Aktive Bewegung nötig
Doch nicht alle Antidiabetika zeigen eine gewichtsfördernde Wirkung. Bei den Insulinen sind vor allem Verzögerungsinsuline betroffen. Auch Patienten, die Betablocker einnehmen, berichten hin und wieder von Gewichtszunahme während der Tablettentherapie.

Diese Medikamente versetzen den Körper in eine Art Schonzustand, beispielsweise nach einem Herzinfarkt, um zu verhindern, dass der Blutdruck zu sehr ansteigt. Allerdings sinkt dadurch auch der Bewegungsdrang und damit der Energieverbrauch. Weil es auf dem Markt aber eine Vielzahl verschiedener Medikamente mit unterschiedlichen Wirkmechanismen gibt, kann der Arzt gegebenenfalls ein anderes Mittel auswählen.

Früher war häufig zu hören, dass Migränemittel oder Hormonpräparate wie die „Pille“ zu unliebsamen Fettpölsterchen führen können. Moderne Migränemittel haben diesen Effekt aber nicht mehr. Ebenso bereiten die heute üblichen, niedrig dosierten Hormonpräparate weniger Schwierigkeiten.
Es ist jedoch ratsam für jedem Patienten, der für eine Gewichtszunahme seine Medikamente im Verdacht hat, dies mit dem Arzt zu besprechen. Dieser wird sicher Verständnis für das Problem haben und gemeinsam mit dem Patienten eine Lösung finden.

Bildnachweis: W&B/Brigitte Sporrer