
Bei den gutartigen Geschwülsten muss nur selten die Gebärmutter entfernt werden. Es gibt schonendere Therapien
Noch vor wenigen Jahren bekamen Patientinnen mit Myomen – gutartigen Gebärmuttergeschwülsten – oft von Ärzten zu hören: „Lassen Sie sich die Gebärmutter entfernen, dann haben Sie für immer Ruhe.“ Vor allem, wenn Frauen die 40 überschritten hatten. Doch Mediziner denken allmählich um. Zwar brauchen Frauen nach den Wechseljahren die Gebärmutter nicht mehr zur Fortpflanzung. Da sie aber Teil des Beckenbodens ist, steigt nach ihrer Entfernung das Risiko für eine Blasensenkung.
Obwohl es heute schonendere Alternativen gibt, verlieren bei uns jedes Jahr rund 130.000 Frauen ihre Gebärmutter – doch nur 20 Prozent davon wegen bösartiger Erkrankungen. Damit nimmt Deutschland im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz ein. Bei den meisten Myom-Patientinnen ist eine Operation aber vermeidbar.
Bei Schmerzen handeln
Myome gehören bei Frauen zu den häufigsten Tumoren. Im gebärfähigen Alter ist etwa jede Vierte betroffen. Doch meist verursachen sie keine Beschwerden und werden nur zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Da Myome nicht bösartig werden, muss man laut Experten nichts unternehmen. Handlungsbedarf besteht nur bei Schmerzen oder Blutungsanomalien sowie bei Frauen mit Kinderwunsch: Myome können eine Schwangerschaft erschweren oder verhindern.
Zu den minimal-invasiven chirurgischen Eingriffen zählt die Ausschälung, bei der die Myome durch die Bauchdecke oder die Scheide entfernt werden. Zudem gibt es medikamentöse und radiologische Verfahren. Bei der Entscheidung spielen Zahl, Größe und Lage der Myome eine Rolle, aber auch das Alter der Patientin, die Art der Beschwerden und ein eventueller Kinderwunsch.
Bei der arteriellen Myom-Embolisation führt der Arzt einen Katheter über die Leistenarterie zum Myom vor. Unter Röntgenkontrolle spritzt er winzige Kunststoffpartikel, die das Gefäß verstopfen. Das Myom wird nicht mehr mit Blut versorgt und stirbt ab. Ein Nachteil ist die vergleichsweise hohe Strahlenbelastung. Außerdem brauchen die Patientinnen starke Schmerzmittel und müssen zwei bis drei Tage im Krankenhaus bleiben. Da neben den Myomen auch gesundes Gebärmuttergewebe mitbehandelt wird, eignet sich die Methode nicht für Frauen mit Kinderwunsch.
Schonender ist der hochintensive fokussierte Ultraschall (HIFU), der Myome durch die intakte Haut zerstört. Der Ultraschallkopf bündelt die Schallwellen und erhitzt das bestrahlte Gewebe unter MRT- oder Ultraschallkontrolle auf über 60 Grad. Das Myom wird sozusagen weggebrannt. Ähnlich wie bei der Embolisation bekommt die Patientin statt einer Vollnarkose Beruhigungs- und Schmerzmittel und darf die Klinik nach wenigen Stunden verlassen.
Der Eingriff kann bis zu vier Stunden dauern und ist nicht ganz schmerzfrei. Zudem kann es bis zu einem halben Jahr dauern, bis die Beschwerden, die zur Behandlung geführt haben, weg sind, sagen Experten. Wenn die Myome ungünstig liegen oder zu groß und zahlreich sind, ist das Verfahren nicht geeignet. Außerdem gibt es noch keine Langzeitergebnisse, und die Therapie gehört nicht zu den Standardleistungen der gesetzlichen Krankenkassen.
Neues Medikament
Einige Gynäkologen setzen auf ein neues Medikament: Der Wirkstoff Ulipristalacetat – in höherer Dosis zugelassen als „Pille danach“ – lässt die Myome schrumpfen und verringert die Symptome. Zunächst war er nur zur Vorbereitung einer Operation zugelassen. Allerdings haben Studien gezeigt: Die Effekte sind so gut und anhaltend, dass eine Operation oft überflüssig wird.
Kürzlich erhielt Ulipristalacetat die Zulassung zur alleinigen Therapie von Myomen. Es blockiert die Bindungsstellen für das Hormon Progesteron, das die Myome zum Wachstum anregt. Wird das Präparat nach drei Monaten abgesetzt, können die Myome jedoch wieder wachsen. Ärzte raten daher, die Therapie nach einer Pause fortzusetzen. Die medikamentöse Therapie ist vergleichsweise schonend: Nur selten treten Übelkeit, Magenbeschwerden oder leichte Hitzewallungen auf. Das Präparat eignet sich auch für Frauen mit Kinderwunsch: Während der Behandlung dürfen sie aber nicht schwanger werden.
Bildnachweis: W&B/Jörg Neisel