Wer bei Dämmerung und Dunkelheit fast nichts sieht, sollte sich augenärztlich untersuchen lassen

Für nachtblinde Menschen ist es in der Dämmerung oder Dunkelheit kaum möglich, selbst mit dem Auto zu fahren. Sie erkennen bestenfalls Umrisse und werden von der Straßenbeleuchtung und den Scheinwerfern entgegen kommender Fahrzeuge extrem stark geblendet. Ermöglicht wird das Sehen in der Dämmerung und in der Nacht durch die stäbchenförmigen Sinneszellen in der Augennetzhaut. Sie wandeln sogar noch sehr schwache Lichtreize in elektrische Signale um, die das Gehirn dann in Bilder mit Graustufen umsetzt.

Werden die Sehzellen geschädigt oder zerstört, sind Schatten und Umrisse für die Betroffenen nur noch schlecht erkennbar. Das Sehen bei Tag wird dadurch allerdings nicht beeinträchtigt, weil dafür die zapfenförmigen Rezeptoren im Zentrum der Netzhaut zuständig sind. Etwa ab dem 50. Lebensjahr kann sich das Dämmerungssehen ohnehin verschlechtern. Nicht immer handelt es sich um eine echte Nachtblindheit. Auch viele im Alter häufiger auftretende Augenkrankheiten können dazu führen, dass das nächtliche Sehen schlechter wird und Lichtquellen stärker blenden. Dazu zählt beispielsweise die als grauer Star oder Katarakt bezeichnete Linsentrübung. Eine gezielte Behandlung beim Augenarzt kann Abhilfe schaffen.

Eine echte Nachtblindheit tritt oft im Rahmen angeborener Netzhauterkrankungen auf oder ist eine Folge anderer fortschreitender Augenerkrankungen, bei denen die Sinneszellen der Netzhaut zugrunde gehen. Auch ein Mangel an Vitamin A zählt zu den bekannten Ursachen für eine schlechte Sicht in der Dunkelheit. In Deutschland ist er aber selten und kommt vor allem bei Darm- oder Lebererkrankungen vor, bei denen das Vitamin nicht aufgenommen werden kann. Ebenso kann ein Vitamin-A-Mangel bei extremen Diäten oder Alkoholmissbrauch auftreten.

Besser nur tagsüber fahren

Verursacht ein Vitaminmangel die Erkrankung, kann eine medikamentöse Therapie helfen. Ob tatsächlich eine echte Nachtblindheit hinter der Sehstörung steckt, kann der Augenarzt mithilfe eines Dunkeladaptationstests nachweisen. Der Patient wird dabei für zehn Minuten starker Helligkeit ausgesetzt. Anschließend wird gemessen, wie sich sein Sehvermögen in der Dunkelheit verändert.

Weil Nachtblindheit als Frühwarnzeichen für beginnende Netzhauterkrankungen gilt, ist ein rechtzeitiger Besuch beim Augenarzt wichtig. Ärzte raten Menschen ab 50 Jahren ohnehin zu regelmäßigen Augenuntersuchungen, auch um mögliche Störungen beim Dämmerungssehen frühzeitig zu erkennen. Auf nächtliche Autofahrten müssen Betroffene aber in jedem Fall verzichten.

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