Bei manchen Menschen verschließt Schmalz häufig den Gehörgang. Tipps für eine vorsichtige Reinigung

Keiner mag es, und manche versuchen täglich, es zu entfernen. Und das, obwohl es schützt, pflegt, Staub und abgestorbene Hautzellen entsorgt: das Ohrenschmalz – in der Fachsprache Cerumen genannt. Ärzte empfehlen, sichtbares Sekret der Ohrenschmalzdrüsen nach dem Waschen oder Duschen vorsichtig mit einem weichen Lappen oder einem Kosmetiktuch vom Eingang des Gehörgangs zu entfernen. Sie warnen jedoch entschieden davor, mit einem Wattestäbchen nachzuhelfen.

Büroklammern und Haarnadeln sind tabu

Auch andere Hilfsmittel wie Büroklammern oder Haarnadeln haben im Ohr nichts zu suchen. Im schlimmsten Fall kann man sich damit das Trommelfell durchstoßen. Außerdem fördern Manipulationen die Bildung eines Pfropfs sogar. Er entsteht, wenn der natürliche Selbstreinigungsmechanismus gestört wird – zum Beispiel durch zu häufiges Reinigen oder durch die Verwendung von Stäbchen, mit denen das Ohrenschmalz noch tiefer in das Ohr geschoben wird. Gefährdet sind vor allem Menschen, deren Ohren besonders viel von dem Sekret bilden. Bemerkbar macht sich ein Pfropf etwa durch eine Beeinträchtigung des Hörvermögens: Das Ohr fühlt sich abgedichtet an, Töne klingen dumpf, manchmal schmerzt der Gehörgang.

Um den Verschluss zu lösen, empfiehlt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zum Beispiel Olivenöl, Mandelöl sowie spezielle Ohrentropfen und -sprays, die das Schmalz aufweichen und so leichter abfließen lassen. Außerdem nennt das IQWiG Ohrspülungen, bei denen Wasser mit einem bestimmten Druck in das Ohr eingebracht wird, sowie das „Ausreinigen“ oder Absaugen durch den Arzt mit Spezialinstrumenten.

Tropfen und Sprays zum Lösen eines Ohrpfropfs gibt es in der Apotheke. Mithilfe einer Ballonspritze lässt sich der aufgeweichte Pfropf nach ungefähr einer halben Stunde mit körperwarmem Wasser ausspülen. Ohne das vorherige Aufweichen kann Wasser das Problem jedoch sogar verschlimmern, weil es den Pfropf aufquellen lässt.

Unsinnige Ohrenkerzen

Von der Verwendung sogenannter Ohrenkerzen, die in den Gehörgang eingeführt und am äußeren Ende an­gezündet werden, raten Ärzte dringend ab. Die entstehende Wärme soll das Schmalz lösen und mittels Sog aus dem Ohr ziehen. Doch die Saugkraft ist viel zu schwach, die Wirksamkeit der Kerzen wissenschaftlich nicht erwiesen.

Am effektivsten helfen Spülungen, die der Arzt vornimmt. Für Patienten, die unter einem Trommelfellschaden, einer Mittelohrentzündung, wiederkehrenden Entzündungen auch des äußeren Gehörgangs oder Tinnitus leiden oder schon einmal am Ohr operiert wurden, kommen sie jedoch nicht infrage. Menschen, die davon nicht betroffen sind, können im Gespräch mit dem Arzt abklären, ob sie selber das Problem beseitigen dürfen. Gibt der Mediziner grünes Licht, lassen sich die Beschwerden gut in Eigenregie mit Mitteln aus der Apotheke behandeln.

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