
Die Tage vor den Tagen sind für manche Frauen extrem unangenehm. Sanfte Gegenmittel helfen
Bevor Nina Baier (Name geändert) aus Hamburg abends zu Bett geht, schreibt sie Tagebuch. Nicht irgendein Tagebuch, sondern eines über ihren Zyklus. Darin protokolliert die 37-Jährige ihr Befinden während der vergangenen 24 Stunden: Welche Beschwerden gab es, was hat gutgetan, was beeinträchtigt? Das Aufschreiben bekam Nina Baier ärztlich verordnet – von einer Hamburger Gynäkologin.
„Prämenstruelles Syndrom“, kurz PMS, steht für ein Sammelsurium aus körperlichen und seelischen Beschwerden in den rund zwei Wochen vor der monatlichen Regelblutung. Viele der menstruierenden Frauen haben das mehr oder weniger stark. Typisch sind körperliche Beschwerden wie Brustspannen, Kopf- und Rückenschmerzen, Blähbauch, Verstopfung, unreine Haut, schnell fettendes Haar sowie Wassereinlagerungen. Wirkt sich das PMS eher psychisch aus, macht es die Frauen niedergeschlagen, antriebslos, gereizt und dünnhäutig.
Komplizierte Abgrenzung
Alle Beschwerden können kombiniert auftreten, von Monat zu Monat wechseln, mal kürzer, mal länger dauern und individuell so stark variieren, dass jede Betroffene quasi ihr eigenes PMS hat. Das macht die Diagnose zur Herausforderung – und das Symptom-Tagebuch zu einem wichtigen Hilfsmittel. Die Aufzeichnungen ergänzen das, was die Patientinnen berichten, und helfen so dem Frauenarzt, prämenstruelle Probleme von anderen Ursachen abzugrenzen, etwa Depressionen, Periodenschmerzen, menstrueller Migräne. Darüber hinaus gilt es, unter den PMS-Patientinnen diejenigen drei bis fünf Prozent herauszufinden, die von der Maximalversion des Phänomens betroffen sind: der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS). Diese Frauen sind nicht nur beeinträchtigt, sie sind richtig krank.
Über die Ursachen prämenstrueller Probleme sind sich die Experten noch nicht einig. Bei den vor allem psychisch belastenden Varianten reagiert offenbar der Hirnstoffwechsel besonders empfindlich auf die zyklusbedingten Hormonschwankungen. Der Umgang mit den Beschwerden richtet sich nach der individuellen Belastung. Letztlich muss jede Frau – beraten von ihrem Arzt – für sich entscheiden, was sie dagegen unternehmen will.
Neben Medikamenten gegen Kopf- und Rückenschmerzen sowie Tabletten, die den Hirnstoffwechsel beziehungsweise den Hormonhaushalt beeinflussen, gibt es eine ganze Reihe alternativer Möglichkeiten, sich zu helfen.
Nicht verzichten sollten die betroffenen Frauen auf das Führen eines Zyklus-Tagebuchs. Denn: Das kann Frauen helfen, Abstand zu ihren Beschwerden zu gewinnen. Sie fühlen sich dann nicht mehr so ausgeliefert.
Das hilft an den Tagen vor den Tagen
- Mönchspfeffer-Präparate einnehmen. Die Pflanzenarznei greift sanft regulierend in den Hormonhaushalt ein. Die Wirkung beginnt aber erst nach etwa drei Wochen. Über die Dauer der Anwendung mit dem Arzt reden.
- Dreimal pro Woche joggen, walken, schwimmen oder einen anderen Ausdauersport treiben. Das stärkt Herz und Kreislauf, bessert die Stimmung und hilft zudem gegen Ödeme.
- Entspannungstechniken wie Qigong oder Tai-Chi erlernen und regelmäßig praktizieren. Als besonders wohltuend bei PMS gilt Luna-Yoga.
- Bei Nervosität, innerer Unruhe und Schlafstörungen werden pflanzliche Mittel von Patientinnen geschätzt, beispielsweise aus Melisse, Baldrian, Hopfen und Passionsblume.
- Auch Akupunktur kann bei prämenstruellen Störungen helfen.
- Verzichten Sie besser auf Kaffee, Alkohol und Nikotin. Alle drei gelten als PMS-verstärkend.
- Stellen Sie Ihre Ernährung um: Vermeiden Sie vor allem Salz. Es begünstigt Wassereinlagerungen.
- Setzen Sie verstärkt auf Ballaststoffe, ungesättigte Fettsäuren und Vitamin B6. Ballaststoffe fördern die Verdauung, ungesättigte Fettsäuren (etwa in Seefisch und Pflanzenöl) beeinflussen den Hormonhaushalt positiv, und Vitamin B6 (grünes Gemüse) ist Baustein des „Wohlfühlhormons“ Serotonin.
- Essen Sie kleine Mahlzeiten – gegen Völlegefühle und überzählige Kilos. Übergewicht fördert PMS-Symptome.
- Das hat schon der Großmutter geholfen: Quarkwickel, kaltes Abwaschen und Wechselduschen lindern Brustspannen.
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