Mit Mitteln gegen Übelkeit und richtigem Verhalten kommen Sie trotz Reisekrankheit gut an

Liegen die Sinne miteinander im Clinch, kann die Fahrt in den Urlaub zu einem Horrortrip werden – mit Herzrasen, Übelkeit und Brechreiz. Reisekrankheit entsteht, wenn die Augen und das Gleichgewichtsorgan im Innenohr dem Gehirn widersprüchliche Informationen liefern.

Widersprüchliche Sinnesreize
Beim Lesen im Auto etwa meldet das Auge Stillstand, das Gleichgewichtsorgan registriert Beschleunigung. Umgekehrt verhält es sich bei 3-D-Filmen und Computerspielen: Das Auge nimmt Bewegungen wahr, das Gleichgewichtsorgan nicht. In beiden Fällen ist das Gehirn irritiert und schlägt Alarm. Schnelle Verkehrsmittel waren von der Evolu­tion so wenig vorgesehen wie Computerspiele. Am empfindlichsten reagieren Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren. Mit zunehmen­dem Alter lassen die Beschwerden nach, weil das Gleichgewichtsorgan unempfindlicher wird. Medikamente gegen Reiseübelkeit hemmen das Brechzentrum im Gehirn, machen aber müde. Wich­tiger ist das richtige Verhalten auf Tour, sagen Experten.

Auto: Auf kurvigen Strecken nicht lesen
Dem Fahrer wird es niemals schlecht: Sein Blick ist auf die Straße fixiert, sodass er jede Kurve sieht. Deshalb stimmen die Informationen von Augen und Gleich­gewichtsorgan überein. Autobahnfahrten sind wegen der geraden ­Streckenführung meist unproblematisch. Muss der Fahrer jedoch im Stau oft abbremsen und anfahren, so kann der ständige Beschleunigungswechsel zu Übelkeit führen.
Tipp: Empfindliche sitzen am besten auf dem Beifahrersitz und schauen nach vorne durch die Windschutzscheibe. Oder sie fahren selbst. Wer hinten sitzt, sollte nicht auf den Vordermann, sondern aus dem Seitenfenster schauen. Wichtig: Nicht lesen, auch nicht auf dem Beifahrersitz.

Flugzeug: Gangplatz in Höhe der Tragflächen
Warteschleifen und Turbulenzen strapazieren den Gleichgewichtssinn. Das Flugzeug neigt sich dabei oft stark zur Seite, nach unten oder oben. Neben Übelkeit macht vielen Pas­sagieren ihre Flugangst zu schaffen. Mut an­trinken ist keine Lösung. Alkohol nimmt zwar die Angst, verschlimmert aber die Beschwerden. Zu empfehlen sind auch leichte Mahlzeiten.
Tipp: Auf den Gangplätzen in Höhe der Tragflächen sind die Flugbewegungen am geringsten. Reservieren Sie dort frühzeitig einen Sitz.

Schiff: Frische Luft und Pflaster helfen
Kreuzfahrten können für manchen zum Kreuz werden. Bei rauem Seegang haben viele Reisende Beschwerden. Ob ihnen übel wird, hängt aber auch vom Schiff ab: Bei Segelbooten genügen oft schon die kleinen schwappenden Bewegungen im Hafen.
Seekranke können nicht einfach aussteigen. Doch nach einigen Tagen hat sich der Körper in der Regel an das Schaukeln und Schwanken gewöhnt. In schweren Fällen kommen verschreibungspflichtige Pflaster mit dem Wirkstoff Scopolamin infrage. Sie werden hinter das Ohr geklebt und unterdrücken 72 Stunden lang den Brechreiz. ­Wegen starker zentraler Nebenwirkungen – zum Beispiel Sehstörungen, Schwindel, Gangunsicherheit und Halluzinationen – ist Alkohol tabu, warnen Apotheker.
Tipp: In der Mitte der Schiffs spürt man den Seegang meist am ­wenigsten. An Deck lindern frische Luft und der freie Blick auf den Horizont die Übelkeit.

Bahn: Auf Zugreisen in Fahrtrichtung sehen
Für Menschen, die leicht reisekrank werden, ist die Bahn das beste Transportmittel: Übelkeit tritt bei Zugfahrten nur sehr selten auf. Günstig wirken sich die konstante Geschwindigkeit und die meist geraden, erschütterungsfreien Strecken aus. Die Beschleunigungsreize durch Kurven oder plötzliches Abbremsen sind auf Bahnfahrten eher gering. Selbst Lesen ist deshalb ­normalerweise kein Problem. Allerdings sei es für Empfindliche günstiger, in Fahrtrichtung zu sitzen. Wer rückwärts reist, riskiert Sinneskonflikte.
Tipp: In Schnellzügen, die sich auch etwas stärker in die Kurve legen, empfiehlt sich ein Gangplatz in Achsenhöhe: Dort wird der Gleichgewichtssinn am meisten geschont.

Bus: Besser vorne sitzen
Auch hier sind die vorderen Plätze die bes­ten – wegen der freien Sicht auf die Straße und weil Busse in engen Kurven weit ausscheren. Direkt über der Vorderachse ist der Bewegungs­reiz am gerings­ten.
Wer weiß, dass ihm im Bus oft schlecht wird, sollte eine halbe Stunde vor Antritt der Fahrt ein Mittel gegen Reiseübelkeit einnehmen. In Form von Kaugummis wirken sie innerhalb von ­Minuten und können deshalb bei Bedarf eingesetzt werden. Von diesen Mitteln wird man allerdings müde und kriegt bei Besichtigungen vielleicht nicht mehr viel mit.

Bildnachweis: Thinkstock/PhotoDisc