
Für die private Altersvorsorge gibt es eine Vielzahl von Varianten. Nicht alle Angebote halten, was sie versprechen
Früher war es einfach: Man schloss eine Lebensversicherung ab, zahlte Monat für Monat seine Beiträge, und im Regelfall strich man nach 25 oder 30 Jahren ein hübsches Sümmchen zur Verschönerung des Ruhestands ein.
Heute wird das Vorsorge-Lieblingskind der Deutschen kritisch beurteilt. Experten sehen kaum vernünftige Einsatzbereiche für Lebensversicherungen. Sie sind mit hohen Kosten belastet, bringen wenig Rendite und werden meist nach ein paar Jahren gekündigt.
Dabei bekommt der Kunde dann oft weniger heraus, als er eingezahlt hat. Klar ist: Den meisten Menschen wird ihre spätere Rente nicht ausreichen, um den erwünschten Lebensstandard zu halten. Doch wo anfangen mit zusätzlicher Altersvorsorge, wenn der vermeintlich perfekte Weg „Lebensversicherung“ so holprig geworden ist? Und wann? Und in welchem Umfang?
Zunächst steht eine Analyse an. „Wie hoch sind bei Renteneintritt meine Einkünfte ohne zusätzliche Vorsorge, wie hoch die möglichen Ausgaben – inklusive späterer Besteuerung, Sozialabgaben und Inflationsauswirkung?“ Das Ergebnis zeigt, wie viel gespart werden muss. Aber: Es ist nur eine Prognose. Man muss die Rechnung daher von Zeit zu Zeit überprüfen und das Vorsorgeverhalten an veränderte Rahmenbedingungen anpassen.
Grundsätzlich sollte man seine zusätzliche Altersvorsorge im Auge haben, sobald man eigenes Geld verdient. Man muss dann zwar noch keine gezielten Anlage-Entscheidungen treffen, doch wichtig ist es, überhaupt irgendein Sparkonto zu haben, das nicht bei nächster Gelegenheit für Urlaub, Auto oder anderen Konsum wieder aufgelöst wird.
Besteuerte Auszahlungen
Zudem kommen Berufseinsteiger automatisch mit dem Thema in Berührung, wenn ihnen vom Arbeitgeber die Möglichkeit einer betrieblichen Altersvorsorge (Entgeltumwandlung) eröffnet wird. Man darf sich aber den Blick nicht vernebeln lassen. Die Sparphase wird zwar stark gefördert, die späteren Auszahlungen sind jedoch besteuert und voll mit Beiträgen für Kranken- und Pflegeversicherung belegt. Eigentlich lohnt es sich laut Expertenmeinung nur, wenn der Arbeitgeber ordentlich Zuschüsse zahlt oder gar alle Beiträge übernimmt.
In vielen Fällen ist es daher sinnvoller, in die private Altersvorsorge auszuweichen. Als staatlich geförderte Variante kommen beispielsweise Riester-Produkte infrage: etwa Bank- oder Fondssparplan, Rentenversicherung und Bausparvertrag. Riestern eignet sich vor allem für Familien mit Kindern, weil die Förderung dank Extrazulagen besonders hoch ist. Ein Ehepaar mit zwei Kleinkindern und einem Jahreseinkommen von 40.000 Euro müsste beispielsweise im Jahr nur 846 Euro selbst aufbringen, um mit Fördergeld auf fast 1800 Euro Sparleistung zu kommen.
Bewährt hat sich auch ein Banksparplan. Er wirft zwar keine großartigen Zinsen ab, ist aber sicher und kann später in ein anderes Finanzprodukt investiert werden oder der Entschuldung der eigenen Immobilie dienen. Bei den ungeförderten Finanzprodukten steht für vorsichtige Anleger der Banksparplan ebenfalls an erster Stelle. Allerdings sollten Interessierte die Angebote gut vergleichen und das Augenmerk auf die Rendite und die Ausstiegsklauseln legen.
Des Weiteren empfehlen Experten derzeit Aktienfonds als Beimischung zum langfristigen Sparen. Sie sind kostengünstig und haben im Gegensatz zu „normalen“ Investmentfonds kein Managementrisiko. Zwar gibt es, da Aktienkurse steigen und fallen, Schwankungen bei der Wertentwicklung, aber Aktien sind historisch gesehen die renditestärkste und sicherste Geldanlageklasse, sagen Vorsorgespezialisten.
Schwer durchschaubarer Markt
Sparpläne, private Rentenversicherungen, Direktversicherungen, Pensionsfonds, Zertifikate, Unternehmensbeteiligungen – der Markt der Finanzprodukte ist nur schwer zu durchschauen. Als Grundregel gilt: Wenn heute, in der Niedrigzinsphase, hohe Renditen versprochen werden, gibt es immer ein Risiko. Deshalb sich am besten erst einmal selbst informieren: Im Internet lassen sich schnell die wichtigsten Fragen zu einem bestimmten Vorsorgethema finden.
Mit diesen Grundinformationen ausgestattet, sollte man sich dann beraten lassen, am besten von einem Honorarberater. Er hat zwar einen Stundensatz jenseits von 100 Euro, darf dafür aber keine Provisionen annehmen und kann deshalb ohne Verkaufsdruck günstige Lösungen suchen. Was nach teuer klingt, relativiert sich, wenn man bedenkt, dass die Entscheidung für ein falsches Vorsorgeprodukt über die Jahre hinweg Tausende von Euro kosten kann – dafür können Sie sich einige Beraterstunden leisten.
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