
Bewegung und Kompressionstherapie halten die strapazierten Beinvenen in Form
Unsere Venen leisten Schwerstarbeit. Rund 7000 Liter Blut befördern sie im Verlauf eines Tages entgegen der Schwerkraft zum Herzen zurück, ohne dass ihnen dazu – wie für den Blutfluss in den Arterien – das Herz als Motor zur Verfügung steht. Die Aufgabe übernimmt stattdessen unsere Beinmuskulatur. Das Anspannen der Muskeln, etwa beim Gehen, presst die Venen zusammen – und so das Blut zum Herzen zurück.
Mit zunehmendem Alter lässt die Leistungsfähigkeit dieser „Muskel-Venen-Pumpe“ nach. Auch eine familiär bedingte Bindegewebsschwäche und Bewegungsmangel lassen die Venen ausleiern und bewirken, dass die Klappen, die den Blutfluss regulieren, nicht mehr schließen. Das Blut versackt. Die Folge sind müde, schwere oder schmerzende Beine.
Krampfadern vorbeugen
Auch äußerlich sind manchmal Veränderungen zu sehen – zunächst vielleicht nur Besenreiser, die sich als bläuliches Gefäßnetz unter der Haut abzeichnen. Schlängeln sich die Adern sichtbar unter der Haut, kann der Blutfluss ins Stocken geraten. Es drohen Venenverschlüsse, Gefühlsstörungen oder Gewebeschäden bis hin zu offenen Wunden.
Um Krampfadern vorzubeugen, hilft es zum einen, ein normales Körpergewicht zu halten. Denn überflüssige Pfunde bringen noch mehr Druck auf die Venen. Besonders wichtig ist es aber auch, die Muskel-Venen-Pumpe aktiv zu unterstützen. Sportliche Betätigung hält die Beinmuskulatur in Form und das Bindegewebe straff. Das bietet einen gewissen Schutz vor Venenerkrankungen.
Sanftes Ausdauertraining
Leichter Ausdauersport wie Walken, Radfahren und Schwimmen ist ideal, um die Beingefäße gesund zu erhalten. Auch gezielte Venengymnastik hat sich bewährt. Die Übungen sind leicht in den Alltag zu integrieren.
Wer beruflich viel sitzt oder steht, kann abends mit ersten Krankheitszeichen wie geschwollenen Fußknöcheln oder schmerzenden Beinen zu kämpfen haben. In diesen Fällen hilft es, vorbeugend Kompressionsstrümpfe der leichtesten Klasse zu tragen. Auch wenn viele Menschen das nicht so gerne machen, weil sie es als unbequem empfinden. Aber manchmal reichen schon Kniestrümpfe, die relativ komfortabel sind.
Wer bereits sichtbare Krampfadern hat, profitiert von einer Kompressionstherapie mit speziell angepassten Strümpfen oder Strumpfhosen, die stärkeren Druck auf die strapazierten Beingefäße ausüben. Die Kompression von außen simuliert die Wadenmuskelpumpe. Da der Strumpf den Venendurchmesser mit dauerhaftem Druck reduziert, verbessert er den venösen Rückstrom des Blutes. Es versackt dadurch nicht mehr so schnell in den Beinen.
Die Kompression ist ein wichtiger Baustein der Venentherapie. Die ärztlich zu diesem Zweck verordneten Strümpfe sind in vier Klassen erhältlich: je höher die Stufe, desto stärker der Druck. Dementsprechend liegen die medizinischen Strümpfe deutlich straffer auf der Haut als normale Feinstrümpfe. Apotheker bekommen von ihren Kunden dann teilweise zu hören: „Die Haut juckt darunter so.“. Deshalb raten Apotheker zu einer regelmäßigen Pflege mit – je nach Hauttyp – feuchtigkeitsspendenden oder rückfettenden Inhaltsstoffen.
Die Produkte sollten vor dem Schlafengehen angewendet werden, wenn der Patient die Strümpfe ausgezogen hat. Auch kühlende oder abschwellend wirkende Bein-Gele sind abends aufzutragen, damit sie über Nacht gut in die Haut einziehen können. Präparate zum Einnehmen, die beispielsweise Extrakte aus Rotem Weinlaub und Rosskastanie enthalten, sollen Wasseransammlungen entgegenwirken und die Venenwände stärken, ersetzen aber nicht die Krompressionstherapie.
Anziehhilfen verwenden
Vor allem im Sommer empfinden manche Menschen das Anziehen der Strümpfe als beschwerlich und schweißtreibend. Gerade bei höheren Außentemperaturen ist es aber besonders wichtig, sie zu tragen. Tipp: Anziehhilfen verwenden – zum Beispiel Handschuhe mit Noppen oder spezielle Gleitsocken. Damit die Strümpfe richtig passen, sollten die Maße dafür übrigens gleich morgens nach dem Aufstehen in der Apotheke genommen werden. Sonst sitzen sie unter Umständen zu locker.
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