Beschwerden wie Sodbrennen und Völlegefühl lassen sich mit rezeptfreien Arzneimitteln behandeln. Was Sie beachten müssen

Der Bauch ist eine unserer größten Problemzonen: Beim einen kneift und zwickt er äußerlich, beim anderen brennt, drückt, sticht, rumort und krampft er innerlich. Laut einer repräsentativen GfK-Umfrage im Auftrag der Apo­­theken Umschau leiden 37 Prozent der Deutschen gelegentlich an Blähungen, 33 Prozent an Völlegefühl und 29 Prozent an Sodbrennen. Ver­­dauungsprobleme sind nach Erkältungen und Schmerzen der dritthäufigste Grund, warum Menschen rezeptfreie Arzneimittel kaufen.

Grenzen und Risiken ausloten
Damit der Apotheker ein geeignetes Präparat wählen kann, braucht er Informationen vom Patienten. Arzneimittel, die in der Selbstmedikation eingesetzt werden, sind sicher, können aber im Einzelfall Risiken haben.
So unterdrücken Mittel gegen Sodbrennen zwar die Krankheitssymptome, beseitigen aber nicht die Ursachen. Werden bestimmte Abführmittel langfristig zu hoch dosiert, kann das die Verstopfung verstärken. Und Durchfallmittel, welche die Darmbewegungen hemmen, sind bei bakteriellen Infektionen ungünstig, da die Erreger dann langsamer ausgeschieden werden. Um Fehlanwendungen zu vermeiden, sollte man sich in der Apotheke individuell beraten lassen.

Sodbrennen
Die brennenden Schmerzen hinter dem Brustbein entstehen, wenn saurer Mageninhalt in die Speiseröhre fließt und dort die Schleimhaut angreift. Antazida neutralisieren die Magensäure und eignen sich bei akuten ­­Beschwerden. Protonenpumpenblocker dagegen reduzieren die Säureproduktion. Sie wirken erst nach einigen Stunden, sodass sie sich nicht als akute Bedarfsmedikation eignen. Da sie nur die Symptome unterdrücken, sollten sie ohne ärztlichen Rat nicht länger als zwei Wochen genommen werden. Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn die Beschwerden länger als zwei Wochen anhalten. Wird das Sodbrennen von Schluckstörungen begleitet, ist höchste Vorsicht geboten.

Völlegefühl 
Ein unangenehmer Druck im Oberbauch macht jedem dritten Bundesbürger zumindest ­ge­legentlich zu schaffen. Selbst bei kleinen Portionen liegt die Nahrung wie ein Stein im Magen. Wenn sich für das Problem keine organische ­Ursache erkennen lässt, reden Ärzte von funktioneller Dys­pepsie oder Reizmagen. Dann ist unter anderem die Beweglichkeit der Magenmuskulatur gestört, sodass der Speisebrei nicht zügig weitertransportiert wird. Auch Appetit­losigkeit, vorzeitiges Sättigungsgefühl, häufiges Aufstoßen und Blähungen können auftreten. Pflanzliche Arzneimittel können solches Völlegefühl lindern: Sie wirken zum Beispiel krampf­lösend und regen die Produk­tion von Verdauungs­säften an. Bei häufigem Völlegefühl müssen organische Ursachen ausgeschlossen werden. Vor allem bei ungewollter Gewichts­abnahme, Erbrechen sowie Blut im Stuhl oder im Erbrochenen ist der Arzt ­gefragt.

Magenschmerzen
Stechende Schmerzen im Oberbauch weisen nur selten auf eine Entzündung der Magenschleimhaut, häufiger aber auf ein Magengeschwür hin. Oft treten sie zusammen mit Völlegefühl oder Brechreiz auf. Häufige Ursache von Magengeschwüren ist die Infektion mit dem säureresis­tenten Magenbakterium Helicobacter pylori, das sich mit einem Atemtest nachweisen lässt. Auch Medikamente greifen als Nebenwirkung die Magenschleimhaut an. Dazu gehören entzündungshemmende Schmerz- und Rheumamittel, Kortison, Mittel gegen Osteoporose sowie Eisenpräparate gegen Blutarmut. Pflanzliche Arzneien beruhigen die Magenschleimhaut und ­können bei leichteren Beschwerden helfen. Halten die Schmerzen länger als einige Tage an oder sind sie sehr stark, sollten die Betroffenen zum Arzt.
Eine Helicobacter-Infektion lässt sich mit Antibiotika und Säurehemmern gut behandeln. Patienten, die regelmäßig Schmerz- oder Rheumamittel einnehmen oder bereits ein Magengeschwür hatten, sollten besonders vorsichtig sein. Bei plötzlich auf­tretenden, sehr starken Schmerzen, blutigem Erbrechen und Schluckbeschwerden ist ein ­sofortiger Arztbesuch angezeigt. Rheumamittel werden nach Rücksprache mit dem Arzt gegebenenfalls vorübergehend abgesetzt.

Verstopfung
Dreimal wöchentlich gilt beim Stuhlgang noch als normal. An Verstopfung leidet, wer seltener muss. Ur­sachen können zum Beispiel Bewegungs- oder Flüssigkeitsmangel, ballaststoffarme Ernährung oder Medikamente sein, etwa stark wirksame Schmerzmittel. Hält die Verstopfung länger an, sollte man ärztlichen Rat suchen. Bei der Entscheidung für ein Abführmittel orientieren Ärzte sich eher an den Beschwerden als an der Zahl der Stuhlgänge. Bei Bauchweh, Völlegefühl oder schmerzhaftem Pressen verschaffen Abführmittel schnell Erleichterung. Werden die Mittel sachgerecht eingenommen, ist eine längerfristige Anwendung in der Regel unproblematisch. Eine Gewöhnung, die zur Dosiserhöhung führt, beobachten Ärzte selten. Manche Patien­ten nutzen Abführmittel missbräuchlich in zu hoher Dosierung. Dadurch verlieren sie viel Flüssigkeit und Mineralsalze, was wiederum die Verstopfung verstärkt. Braucht ein Patient allerdings mehr Schmerzmittel, die eine Verstopfung begünstigen, muss die Dosis eventuell erhöht werden. Bei krampfartigen Schmerzen, Blutbeimengungen und häufigem Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall ist ein Arztbesuch ratsam.

Blähungen
Lästige Darmwinde stellen die häufigsten Verdauungsbeschwer­den dar: Laut GfK-Umfrage sind 37,4 Prozent der Bundesbürger gelegentlich betroffen. Ent­weder bilden die Dickdarm­bakterien zu viele Gase, oder bei normaler Darmgasproduktion besteht ein verstärktes Druck­gefühl. Entschäumer zerstören die Gasbläschen im Darm. Auch pflanzliche Mittel und Verdauungs­­enzyme verschaffen in manchen Fällen Linderung.
Kohlenhydrate, die unverdaut in den Dickdarm gelangen, werden dort unter Gasentwicklung von Bakterien zersetzt. Anhaltende Blähungen können deshalb auch auf eine Nahrungsmittel­unverträglichkeit hinweisen.

Durchfall
Viren und Bakterien sind häufige Auslöser von Durchfall – besonders auf Reisen. Meist klingt er nach einigen Tagen von selbst ab. Wichtigste Maßnahme ist der Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes. Vor allem Kinder und Senioren trocknen sehr schnell aus. Am besten eignen sich Fertigpulver aus der Apotheke. Wenn es unbedingt nötig ist, helfen Medikamente, die die Darmbewegungen beeinflussen, sehr schnell. Sie eignen sich nicht bei Fieber und blutigem Stuhl. In diesem Fall ist der Arzt gefragt.

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