Tierische Fasern isolieren gut gegen Kälte und Wärme. Je feiner und länger sie sind, desto weniger kratzen sie auf der Haut

Aus der groben Wolle von Bergschafen entstehen zum Beispiel rustikale Teppiche, aus der feineren von Merinoschafen Strickgarne, Jacken und Füllungen für Bettdecken. Schafwolle gilt als Naturmaterial ohne Schadstoffe. Viele Menschen schätzen vor allem die temperaturausgleichenden Eigenschaften von Wolle.

Schuppenartige Struktur

Wollfasern isolieren aufgrund ihres schichtartigen Aufbaus mit zahlreichen Hohlräumen, die wie Luftpolster wirken, sowohl gegen Kälte als auch gegen Hitze: Im Winter wärmen sie, im Sommer kühlen sie.

Unter dem Mikroskop sieht die Wollfaser aus wie ein Schachtelhalm. Nachteil: Die gefranste schuppenartige Struktur ist letztlich auch der Grund dafür, dass Wolle auf der Haut jucken kann. Je größer die Schuppen, umso mehr kratzt die Wolle. Um dies zu verhindern, kann die Wolle bei der weiteren Verarbeitung zum Beispiel mit Ultraschall geglättet werden. Kurze Fasern reizen die Haut mehr als lange, dicke mehr als dünne.

Zwei Kilo pro Schur

Pro Schur lässt ein ausgewachsenes Schaf etwa zwei Kilogramm Wolle – einmal im Frühjahr, einmal im Herbst. Diese sogenannte Schweißwolle ist verschmutzt und fettig. Fasst man hinein, bekommt man klebrige Hände. Das liegt am Wollfett (Adeps lanae), das einen wasserabweisenden Film auf dem Wollkleid bildet.
Viele Menschen schätzen besonders fetthaltige Heilwolle aus der Apotheke in der Säuglings- und Hautpflege. Die leicht entzündungshemmenden Wollbäusche haben sich etwa bei Windeldermatitis und als Stilleinlagen bewährt. Manche Menschen reagieren jedoch allergisch auf Wollwachs und sollten keine Heilwolle oder lanolinhaltigen Produkte verwenden.

Erst wird die Schweißwolle nach Farben sortiert und gründlich gewaschen, dann landet sie oft in einem speziellen Reißwolf. Das Reißen lockert und mischt die Fasern. Maschinen verarbeiten die Wolle dann zu einem Vlies weiter und teilen es in Streifen, die wiederum zu Fäden gesponnen und gezwirnt werden.

Schmutzwolle ergibt Dünger

Zwar gibt es bedingt durch Sortieren, Kämmen und Spinnen einen gewissen Materialverlust. Abfall im eigentlichen Sinn entsteht oft jedoch nicht. Die aussortierte Schmutz-, Bein- und Unterbauchwolle kann zum Beispiel zu Dünger weiterverarbeitet werden.

Die Stärke der Fasern bemisst sich in Mikrometern. Ab etwa 28 Mikrometern empfinden Menschen Wolle als derb und kratzig auf der Haut. Schafwolle besitzt je nach Rasse der Tiere eine Faserdicke von etwa 24 bis 40 Mikrometern. Das Unterhaar der Kaschmirziege gehört mit 13 bis 20 Mikrometern zu den feinsten Tierhaaren. Die seidige Unterwolle der Ziegen wird einmal jährlich im Frühjahr ausgekämmt. Im Durchschnitt liefert ein einzelnes Tier pro Schur in Mitteleuropa 50 bis 100 Gramm (gereinigte) Wolle.
Ähnlich flauschig und zart wie das leicht gekräuselte Haar der Kaschmirziege fühlt sich die Wolle der in Peru heimischen Alpakas an. Die feinste Qualität misst ungefähr 19,5 Mikrometer. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist mit etwa 30 Mikrometern um die Hälfte dicker.

Bildnachweis: Thinkstock/Bananastock