
Wenn Tabletten unangenehm riechen oder Inhalatoren nicht auslösen, finden Experten die Ursache
Um Qualitätsmängeln auf die Spur zu kommen, überprüfen Experten beim Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) in Eschborn zum Beispiel, ob sich ein Inhalator korrekt auslösen lässt. Einzelne Geräte funktionieren tatsächlich nicht richtig. Im Notfall könnte das für den Patienten schwerwiegende Folgen haben. Und da müssen die Mitarbeiter schon mal selbst Hand anlegen, um eine Inhalation zu simulieren – da gibt es keine bessere Alternative.
Um die Arzneimittelsicherheit für die Patienten zu erhöhen, untersucht das Labor seit 40 Jahren beanstandete Medikamente, Ausgangsstoffe und Verpackungen auf Qualitätsmängel. Jährlich analysieren die Mitarbeiter rund 2000 verschiedene Proben. Die meisten davon schickt die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) an das Zentrallabor, der Rest kommt aus den öffentlichen Apotheken.
Rund 60 Prozent der Beanstandungen konnte das Team im vergangenen Jahr bestätigen. Bei Tabletten und Dragees wurden schlechte Teilbarkeit, gerissene Überzüge, Abrieb im Blister, Verfärbungen, Verunreinigungen sowie ein schlechter Geruch oder Geschmack beanstandet. Bei Cremes und Salben hatten sich wässrige von öligen Bestandteilen getrennt, flüssige Arzneien waren verfärbt, trüb, oder Inhaltsstoffe hatten sich abgesetzt. Solche Mängel sind meist auf Transport- oder Lagerschäden zurückzuführen, etwa wenn die Präparate zu warm gelagert wurden.
Ein weiterer Grund für Beanstandungen ist fehlende Wirksamkeit. Dies betrifft vor allem Importware. In diesem Fall überprüfen die Experten, ob der Wirkstoff tatsächlich in der angegebenen Dosis enthalten ist und auch aus der Arzneiform freigesetzt wird. Bisher konnte in allen Fällen Entwarnung gegeben werden. Offenbar beeinträchtigen Vorurteile die Wirksamkeit von Medikamenten: Viele Patienten glauben, dass importierte Arzneien nichts taugen – etwa wenn Packungen mit griechischen Schriftzeichen versehen sind. Bei legaler Importware, die über Apotheken bezogen wurde, hat das Zentrallabor allerdings noch nie einen Qualitätsmangel festgestellt. Anders bei „Urlaubsmitbringseln“ und Präparaten aus dem Internet: Immer wieder hat das Labor mit gefälschten Potenz-, Haarwuchs- und Schlankheitsmitteln zu tun. Sie enthalten meist zu wenig oder gar keinen Wirkstoff.
Das ZL fasst alle analytischen Ergebnisse in einem Bericht an den Einsender zusammen. Dies ist meist die AMK, die wiederum die reklamierende Apotheke und den pharmazeutischen Hersteller informiert. Wenn auch andere Packungen der Charge betroffen sind, wird die Ware durch eine Rückrufaktion vom Markt genommen. Somit ist das ZL Teil eines engmaschigen Sicherungssystems.
Auch die Patienten selbst können zur Arzneimittelsicherheit beitragen. Um Anwendungsfehler zu vermeiden, sollten sie gründlich den Beipackzettel lesen und bei Verdacht auf Qualitätsmängel oder unerwünschte Wirkungen umgehend ihren Apotheker informieren.
Bildnachweis: PhotoDisc/ RYF